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Nemo findet in Fulda ein neues Zuhause

Interessante aber auch kritische Aspekte bei der Darstellung der Aquaristik in den Medien /
Clownfisch-Pärchen im Seewasseraquarium der Fuldaer „Scalare“

Wer kennt ihn nicht, den wunderschönen und spannenden Animationsfilm „Findet Nemo“, der durch Walt Disney international vertrieben wurde und nach seinem Kinostart im Jahr 2003 weltweit für sowohl positive als auch negative Schlagzeilen sorgte. Erzählt wird die Geschichte des Clownfischs Nemo, der im pazifischen Ozean gefangen wird und schließlich im Aquarium eines Zahnarztes landet. Der Vater von Nemo, Marlin, macht sich auf die Suche nach ihm und trifft unterwegs weitere Meeresbewohner, wie z.B. Dori, einen Paletten-Doktorfisch (lat. Paracanthurus hepatus).

In dem Film werden die Hauptakteure, die Seewasserfische, in einer typisch liebenswerten und menschlichen Art, wie man es von Walt Disney Filmen kennt, dargestellt und zu Sympathieträgern und Lieblingen insbesondere von Kindern gemacht. Der gelungene Kinofilm, der mit 28 Millionen Kopien zur bestverkauften DVD aller Zeiten wurde, löste daraufhin besonders in den USA eine wahre Clownfisch-Kauf-Welle aus.

Eltern kauften ihren Kindern in Zoogeschäften Nemos (Clownfische), die dann in den nicht artgerechten Aquarien schnell den Tod fanden. Erst durch den Protest zahlreicher Aquarianer und Tierschützer konnte auf das entstandene Problem der Nemo-Euphorie aufmerksam gemacht werden.

Allerdings gerieten auch die Aquarianer und Zierfischliebhaber in die Kritik. Der Animationsfilm „Findet Nemo“ brachte ziemlich deutlich die Botschaft rüber, daß sich Fische, in diesem Fall Nemo, im Aquarium alles andere als wohlfühlen. Der menschliche Charakter im „Kostüm des Fisches“ sträubt sich selbstverständlich gegenüber allen Formen der Gefangenschaft, was allerdings nichts mit der Realität zu tun hat. Natürlich muss man in einer solchen Diskussion nicht nur die Aquarienhalter unter die Lupe nehmen, sonder auch all diejenigen, die sich ein Haustier halten inklusive der Zoos und Tierparks. Doch was würde passieren, wenn der durchschnittliche und wissbegierige Mitteleuropäer keine tropischen Tiere mehr „live“ sehen könnte? Die Zahl der Expeditionen, Tauchurlaube und Safaris in das eh schon vom Menschen überlaufene „Reich der wilden Tiere“ würde noch mehr zunehmen und der Lebensraum dieser Geschöpfe würde weiter eingeschränkt werden. Das halten von Haustieren liegt auch ein Stück weit in der Natur des Menschen. Die Nutz-, Heim- und Wildtierhaltung durch den Menschen geht bis auf das Ende der letzten Eiszeit von vor 10.000 Jahren zurück. Ohne die vielen Tierliebhaber wie z.B. die Hobby-Aquarianer wären der Wissenschaft und Forschung allerdings eine Vielzahl an Informationen und Erkenntnisse verborgen geblieben.

Anemonenfische (Nemo) werden inzwischen von einigen Seewasserspezialisten in Gefangenschaft nachgezüchtet und eine Entnahme aus der natürlichen Umgebung wird hierdurch reduziert. Wie allerdings oben bereits beschrieben müssen fundierte Kenntnisse beim Zierfischhalter vorhanden sein um diese Exoten artgerecht pflegen zu können. Der Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde e.V. (VDA), dem ca. 20.000 Mitglieder angehören, bietet sogenannte Befähigungsnachweise für Süßwasser, Seewasser und Terraristik an, die Schulungen und Prüfungen durch fachkundige Experten beinhalten - ähnlich wie wir es bei Anglern (Angelschein) öder Jägern (Jagdschein) kennen. Und genau hier sollte der Ansatz erfolgen. Bei der Haltung von Tieren - egal ob Wild- oder Zuchtformen (Domestikation) - muss man einen gewissen Kenntnistand des Tierhalters erwarten und gegebenenfalls durch eine Prüfung oder Eignungstest bestätigen. So könnte man die „schwarzen Schafe“, die aus einer Laune heraus sich ein Haustier zulegen, von den ernsthaften Tierfreunden abgrenzen.

Der Clownfisch Nemo z.B. ist ein tropischer Seewasserfisch, der relativ schwer im Aquarium zu halten ist und nur von erfahrenen Aquarianern gepflegt werden sollte.

In dem Seewasseraquarium in der Aquarien- und Terrarienausstellung der Fuldaer „Scalare“ leben seit ein paar Tagen nun auch ein Pärchen Clown- oder Anemonefische (lateinischer Name Amphiprion ocellaris).

Clownfische kommen an der Küste von Queensland, Neuguinea und in den Korallenriffen nordöstlich von Australien (Melanesiens - pazifische Inselgruppe) im tropischen Meerwasser vor.

Die Fische leben in Symbiose mit Seeanemonen. Diese schützen die Fische mit ihren nesselnden Tentakeln vor Fressfeinden. Die Anemonenfische schützen ihre Symbiosepartner ebenfalls vor diversen Fressfeinden, also eine Partnerschaft des gegenseitigen Gebens und Nehmens.

Bei der Haltung im Seewasseraquarium sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass die Clownfische eine solche Symbiosepartnerschaft mit einer geeigneten Anemonenart (z.B. Lederanemone, Prachtanemone, Kupferanemone) eingehen können. Seewasseraquarien mit Fischen und sogenannten Niederen Tieren (z.B. Anemonen, Korallen, etc) zählen zur „Königsklasse“ in der Aquaristik und sind nur etwas für erfahrene Experten. Für Anfänger sind Seewasseraquarien mit Anemonefischen (Nemo) und der notwendigen Anemone nicht geeignet. Grundsätzlich sollte vor der Anschaffung eines Aquariums die Information stehen. Hierdurch erspart man sich dann die unverhofften Überraschungen, die unter Umständen zum Problem werden könnten. Der Kauf eines entsprechenden Fachbuches ist in einem solchen Fall ratsam. Eine weitere gute Möglichkeit sich das entsprechende Fachwissen anzueignen, ist der Kontakt mit Gleichgesinnten. Diesen bekommt man natürlich am besten bei Interessengemeinschaften wie z.B. einem Aquarienverein. Das langjährige Fuldaer „Scalare“ Mitglied Markus Müller hat den Einstieg in die Seewasserquaristik mit Hilfe des ehemaligen zweiten Vorsitzenden und erfahrenen Seewasserexperten Gerhard Schröter geschafft. Durch das Lesen geeigneter Fachliteratur und den Besuch von bundesweit angebotenen Seminaren und Symposien konnte er sich das notwendige Wissen aneignen. Heute ist er erfolgreicher Seewasseraquarianer und ist zusammen mit Axel Christ und Gerhard Schröter für das Seewasseraquarium in der Ausstellung des Aquarien- und Terrarienvereins „Scalare“ 1925/55 e.V. Fulda im Rudi-Schmitz-Haus im Tümpelgarten verantwortlich.

Die wunderschönen Anemonenfische können im Seewasserbecken in der Aquarien- und Terrarienausstellung im Tümpelgarten an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 18 Uhr bewundert werden.

 
Informationen für Anfänger in der Aquaristik finden Sie in dem Fachbericht „Tipps zur Aquarieneinrichtung“ von Roland Schreiner in der Rubrik Fachberichte auf unserer Webseite.

 
Quellen:
- Meerwasseratlas Mergus Verlag
- Wikipedia, freie Enzyklopädie

 
Text und Fotos: Sven Haustein

   


Clownfische leben in Symbiose mit Anemonen.

 

Die Fische "kuscheln" sich regelrecht in die
Anemone (hier eine Kupferanemone).

 

Mehrere Anemonenfische leben hier in einer
Seeanemone (Foto aufgenommen 2002 im Bochumer Zoo).

 

Bekannt wurden die Clown- oder Anemonenfische durch
den Walt-Disney-Film "Findet Nemo" aus dem Jahr 2003.

 

Auch Dori (Paletten-Doktorfisch lat. Paracanthurus hepatus)
lebt in dem Fuldaer Seewasseraquarium und fühlt sich
sichtlich wohl.

 

Markus Müller (rechts) und Gerhard Schröder (Mitte)
verfügen unter anderem über den Befähigungsnachweis
des VDA für Seewasseraquaristik. Mit Schulungen und
einer Abschlussprüfung haben sie die erforderlichen
theoretischen Kenntnisse zur Haltung subtropischer
Exoten nachgewiesen (links Axel Christ).

 

Walt Disney machte aus ihm "Nemo" - aber eigentlich
passt der ursprünglich Deutsche Name "Clown- oder
Anemonenfisch" viel besser zu diesem farbenprächtigen
Seewasserfisch

© by Aquarien- und Terrarienverein "Scalare" 1925/55 e.V. Fulda