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Tipps zur Aquarieneinrichtung

Ein ausführlicher Bericht von Roland Schreiner aus dem Jahr 2000

Aquarianer zu sein bedeutet, daß man den existentiellen Anspruch von Tieren und Pflanzen nicht nur erkennt, sondern daß man ihn anerkennt. Deshalb sollte auch jeder Aquarianer, der diesen Namen ohne rot zu werden benutzt, seine Aufgabe und Verpflichtung darin sehen, diesem Anspruch durch die Schaffung eines möglichst perfekten Aquariums gerecht zu werden. Da bei einem Hobby, das sich mit der Pflege lebender Wesen beschäftigt, Mißerfolge nicht auszuschließen sind, sollte man sich zunächst fundierte Kenntnisse verschaffen um die wechselseitigen Beziehungen in einer Lebensgemeinschaft von Fischen, Pflanzen und Mikroorganismen zu verstehen. Die Freude und "Faszination hinter Glas" kann, wenn man nicht ein paar Grundregeln beachtet, schon bald vorbei sein. Um sich unangenehme Überraschungen und Enttäuschungen zu sparen, sollte man deshalb nicht ins Blaue hinein kaufen, sondern es gilt hier wie überall:

 
Am Anfang steht die Information!

Wer sich entschließt, seinen Wohnraum mit einem Aquarium zu schmücken, der sollte sich auch über die Folgen klar werden. Man sollte also vorher wissen, wieviel Zeit und Geld man aufwenden will, teurer und zeitaufwendiger als geplant wird das "Abenteuer Aquarium" ohnehin. - Die laufenden Kosten für Energie, Wasser, Futter, regelmäßige Pflege, ... etc. werden in den meisten Fällen vergessen bzw. unterschätzt.

Was muß man bei der Einrichtung eines Aquariums beachten? Wie richte ich ein Aquarium ein, so daß es funktioniert und nicht nur, daß es optisch gut aussieht? ... und vieles mehr, soll in dem nachfolgenden "Streifzug durch die Aquaristik" kurz beschrieben werden. Es sollen hiermit nicht nur Neulinge sondern auch solche, die schon seit Jahrzehnten "im Fach" sind, angesprochen werden.

Die Frage, wie ein Aquarium gestalterisch einzurichten ist, muß letztlich immer dem einzelnen zur Beantwortung überlassen bleiben. Die natürliche Landschaft ist hierbei jedoch immer der beste Lehrmeister. Freilich wird man sich immer nur mit einem kleinen Ausschnitt daraus begnügen müssen. Unser Zimmeraquarium, so groß es uns auch manchmal vorkommen mag, ist doch immer nur ein Kleinstgewässer. Der Wasserinhalt eines Meterbeckens würde bestenfalls dazu ausreichen, eine Pfütze in der Natur zu füllen. Unser Aquarium kann also nur der Ausschnitt eines bestimmten Lebensraumes sein, niemals kann es ihm aber vollständig gleichkommen.

Man muß sich stets vor Augen halten, daß das Aquarium, auch wenn es noch so natürlich eingerichtet ist, und scheinbar optimal funktioniert, ein künstlich geschaffener Zwangszustand - ein abgeschlossenes System - ist, daß nichts mit den tatsächlichen Begebenheiten der Natur zu tun hat.

Die Aquarieneinrichtung ist vergleichbar mit:

- der Bildgestaltung beim Fotografieren und Zeichnen ( "Goldener Schnitt" ist zu beachten)
- der Dekoration eines Schaufensters
- der Innenarchitektur ( Raumaufteilung )
- Ikebana ( Pflanzen nach der Größe und Form ordnen )
- etc.

Das Sprichwort "Übung macht den Meister" trifft hierbei auch auf den Aquarienfreund zu. Darum soll man die Geduld nicht verlieren, wenn man anfangs mit seiner Einrichtung nicht zufrieden ist, wenn es auf Anhieb nicht so klappt, wie man es sich ausgemalt hat. Falls es an Ideen fehlen sollte, die Natur ist so reich an Schönheit, daß es völlig genügt, wenn man sich damit begnügt sie nach bestem Wissen und Können nachzuahmen versucht. Lassen Sie sich doch einfach beim nächsten Spaziergang durch Wald und Flur, durch einen Zoobesuch, ... etc. oder durch den Blick in ein Aquarium eines Freundes inspirieren.

Neben der inneren Gestaltung (Beschaffenheit der Rückwand, natürliche Dekoration und Bodengrund, Größe, Form, Gruppierung von Pflanzen, Fischbesatz, Plazierung von Heizer, Thermometer, Filterein- und Filterauslauf, ... etc.) ist auch die äußere Gestaltung des Aquariums (Eingliederung des Aquariums in den Raum, Größe zum Raum, Verkleidung, ... etc.) nicht zu vernachlässigen.

Ein Aquarium kann für recht unterschiedliche Aufgaben eingesetzt werden: Der eine möchte sich einen Naturausschnitt ins Wohnzimmer holen, der andere freut sich am Wachstum seiner Pflanzen, ein anderer freut sich an der Vermehrungsrate seiner Fische. Einerseits sind also die Anwendungsfälle unterschiedlich, andererseits insbesondere auch die Geschmäcker, was die Einrichtung anbelangt. All das, und vieles mehr muß jeder selbst entscheiden! Aus diesem Grunde möchte ich keine weiteren Ratschläge zur gestalterischen Einrichtung geben. Meine Ausführungen möchte ich vielmehr darauf abzielen, was bei der Einrichtung eines Aquariums zu beachten ist, damit es funktioniert und somit auch längerfristig Freude bereitet.

Es wurde darüber schon viel geschrieben, so daß man meinen könnte, grundsätzliche Fehler seien von vornherein ausgeschaltet. - Doch weit gefehlt! Bei einem Hobby, daß sich mit der Pflege lebender Wesen beschäftigt, wird es niemals möglich sein, alle Ursachen für Fehlschläge auszuschließen, auch nicht, wenn man strickt nach den einschlägigen Regeln vorgeht. Selbst die "alten Hasen" unter den Aquarianern sind vor Mißerfolgen nicht sicher und haben für alle Fälle ein wirksames Rezept zur Hand.

Oft hört man: "Was ist denn mit meinem Aquarium los? Früher wuchs alles wunderbar, heute klappt nichts mehr." Natürlich, früher war vieles anders in der Aquaristik. Schließlich hat der Fortschritt in der Technik auch vor dem Aquarium nicht halt gemacht. Und doch sollte man die alten Erfahrungen nicht ganz vergessen, sie haben auch heute noch einiges für sich.

Wenn man heute in ein Zoofachgeschäft geht, findet man ein fast unüberschaubares Angebot an Zubehör. Aber auch an Fischen und Pflanzen hält der Handel ein oft erstaunliches Sortiment bereit. Davon wagte man früher nicht einmal zu träumen. Der Neuling in der Aquaristik hat es dadurch allerdings schwer. Wie soll er sich entscheiden? - Ihm hilft zunächst nur eines, eine gründliche Information (z.B. durch entsprechende Literatur oder die Hilfestellung in einem Aquarienverein), ein Fachgeschäft, in dem er gut beraten wird und in dem er ungeniert seine Fragen stellen kann, andernfalls ist das Ende der aquaristischen Laufbahn schon bald gekommen. Vor sich hin kümmernde Pflanzen und sterbende Fische sind eben nicht das, wovon man zuvor geträumt hat. Die Aquaristik ist nicht zu vergleichen mit dem Halten von Vögeln, Katzen oder Hunden. Man kann eigentlich gar nicht genügend Informationen einholen, wenn man dieses Hobby bewußt betreiben und Freude daran haben will. Wenn ich selbst zurückblicke, so habe ich mein erstes Aquarium von einem Arbeitskollegen geschenkt bekommen, der eine Algenplage nicht in den Griff bekam und auch durch die vielen weißen Pünktchen auf seinen Neonsalmlern die Lust verlor.

Am Anfang steht also unbedingt die gründliche Information und:

 
Am Anfang steht der Plan!

Man muß sich darüber klar werden, was man eigentlich möchte und welchem Zweck das Aquarium dienen soll:

- Zucht- oder Schaubecken
- Kalt- oder Warmwasser
- Süß-, Brack- oder Meerwasser
- Gesellschaftsbecken, Artenbecken
- Sumpfaquarium (Palludarium)
- Becken nach geographischer Herkunft (z.B. Süd- amerikabecken, Afrikabecken, ... etc.)
- Holländisches Pflanzenaquarium

Ist diese Frage geklärt, sollte man sich Gedanken über den Standort des Beckens machen, bevor man zur eigentlichen Einrichtung kommt. Was ist bei der Standortwahl zu beachten?

- In erster Linie richtet sich der Standort nach den individuellen Wünschen und natürlich nach den räumlichen Begebenheiten
- Ein Standortwechsel ist nicht so einfach möglich wie mit einem Vogelkäfig
- Nähe zum nächstgelegenen Wasserhahn berücksichtigen
- Beeinflussung durch die Beleuchtung beim Fernsehen berücksichtigen
- Kann man das Aquarium und seinen Inhalt gut beobachten, ohne seinen Körper mühevoll zu verbiegen ( Sitzhöhe, ... etc.)?
- Können Pflegemaßnahmen bequem ausgeführt werden?
- Fügt sich das Aquarium harmonisch in den Raum ein?
- Steht es an vorgesehener Stelle fest und sicher, so daß es nicht schwanken oder gar umstürzen kann?
- Nicht direktem Sonnenlicht aussetzen (Sommer- und Winterverhältnisse be- rücksichtigen)

Ist der Aquarientyp und der Standort geklärt kann noch lange nicht mit der Einrichtung begonnen werden! Nach dem Motto: "Heute Abend muß das Aquarium stehen", "Bis zum Wassereinfüllen vergeht eine Stunde", "Wasser ist gleich Wasser", ... etc., dann der große Moment und hinein mit den Fischen, mit dem Ergebnis am nächsten Morgen: Die große Enttäuschung. Blinder Eifer schadet hier nur!

 
Sorgfalt ist der beste Erfolg!

Mein Tip:

1.) Auflisten was benötigt wird
2.) Skizze des geplanten Aufbaus anfertigen
3.) Besorgungen erledigen
4.) Steine auf Eignung testen, Dekoration z.B. Wur- zeln in Salzwasser abkochen, Pflanzen säubern und Wurzeln beschneiden, ...
5.) Erst wenn sämtliche Materialien, Gerätschaften griffbereit und entsprechend vorbehandelt sind und das Aquarium auf robuster Unterlage, am richtigen Platz und in Waage steht, kann mit der Einrichtung begonnen werden.

Benötigt wird: Becken (z.B. geklebtes Glasaquarium), Untergestell, weiche Unterlage, Bodengrund, Pflanzendünger, Beleuchtung, Abdeckung, Filter, Filtermaterial, Durchlüfter, Thermometer, Heizung, CO2-Düngung, Rückwand, Dekorationsmaterialien (Steine, Wurzeln), Scheibenmagnet, Pflanzenpinzette, Fischnetz, Schläuche, Ausströmerrohre, Wasseraufbereitungsmittel, Absperrhähne, Medikamente (vorsorglich), Meßgeräte/Meßreagenzien, Gießkanne, Eimer, Schaltuhren für die Beleuchtung, Regler für die Heizung, ... etc. und letztendlich Pflanzen und Fische.

Welcher Bodengrund ist zu verwenden? Eine Frage, die selbst "alte Hasen" noch kontrovers diskutieren! Hier gehen die Meinungen über die Größe und Beschaffenheit weit auseinander.

Aquarienpflanzen haben Wurzeln, also nehmen sie auch ihre Nahrung über die Wurzeln auf. Demzufolge muß der Boden nährstoffreich sein. So reden die einen und verraten ihr Rezept nicht weiter. Aquarienpflanzen, das behaupten die anderen, haben die Wurzeln nur, um sich mit ihnen festzuhalten. Als Beweis mit Blick in die Natur führen sie steinige Standorte in schnellfließenden Bächen an. Nahrung nehmen die Pflanzen dort über die Blätter zu sich. Es mag Ausnahmen geben, aber normalerweise ist der Boden für die Pflanzen viel viel mehr als nur ein "Ankerplatz".

Einer seiner Hauptaufgaben ist die pflanzengerechte Aufbereitung der ungelösten und daher unbrauchbaren Nährstoffe wie u.a. Stickstoff, Phosphor und zahlreiche Spurenelemente. Ein bakterienreiches, sauerstoffreiches Milieu sorgt dafür, daß die Nahrung für die Pflanzen sozusagen "mundgerecht" vorbereitet wird. Die biochemische Beschaffenheit des Bodens hat somit großen Einfluß auf den Wuchs, die Farbe und die Vermehrung der Pflanzen.

Hinsichtlich der Strukturgröße des Bodengrundes gibt es unterschiedliche Auffassungen und wechselnde Erfolge. Grobkörnigem Material wie Kies wird eine bessere "Durchlüftung" nachgesagt. Nachteil: Sinkstoffe dringen leicht ein und können kaum noch abgesaugt werden. Mit steigender Feinheit des Bodenmaterials muß man jedoch befürchten, daß aerobe (sauerstoffreiche) Abbauprozesse erschwert werden und stets die Gefahr eines Abgleitens in ein überwiegend anaerobes Milieu besteht. Unter einer "Verdichtung" leidet schließlich auch der Auftriebsstrom des Bodenwassers, was wiederum unerwünschte anaerobe Prozesse begünstigt. Andererseits kann hierbei zu grobes Material insbesondere bei Bodendurchflutern unter Umständen zu wenig Widerstand leisten, so daß es zu Wuchsstörungen kommt. Kranker Boden bedeutet gestörtes Gleichgewicht!

Als Bodengrund stehen der Aquaristik veschiedene Materialien zur Verfügung:

- Sand
- Kies unterschiedlicher Körnung
- Hydrokultursubstrat (Blähton)
- poröses vulkanisches Gestein (Lavalit)

Was jedoch bei der Auswahl der Materialien häufig zu wenig beachtet wird, ist die Tatsache, daß wir uns in erster Linie nach den Bedürfnissen der Fische zu richten haben. Arten, die gewohnt sind, in feinem Sand zu gründeln, müssen in Aquarien einen biotopgerechten Boden vorfinden. Arten, die Biotopen mit dunklem Gewässergrund entstammen, können in mäßig bepflanzten Aquarien mit fast weißem Kiesbelag unter einer ständigen Fehlanpassung leiden. Schließlich ist auch noch insbesondere bei Bodenfischen die Scharfkantigkeit mancher Materialien zu berücksichtigen.

Wichtig ist bei jedem Aquarien-Bodenmaterial, daß keine Härtebildner an das Wasser abgegeben werden (HCL-Test durchführen). Daß dunkler Boden infolge stärkerer Absorption einen höheren Beleuchtungsaufwand erfordert, sei nur am Rande bemerkt.

Schwemmsand oder Kies aus klaren, sauberen Bächen oder Flüssen sind gut geeignet, da sie sauber und abgelagert sind. Ungeeignet sind dagegen Sand oder Kies aus stark verschmutzten oder chemisch verunreinigten Gewässern. - Doch wo findet man noch saubere Flüsse? Ungeeignet sind auch Sand und Kies aus Gruben, da sie meist zu starke Lehm- oder Kalkbeimischungen bzw. mineralische Bestandteile enthalten.

Zusammengefaßt kann hierzu gesagt werden, daß es kein Patentrezept gibt, vielmehr viele Wege zum Erfolg führen können, sofern man die grundlegenden Fakten beachtet. Als Faustregel empfehle ich: Aquarienkies in mittlerer Körnung in einer Höhe von idealerweise 6 bis 10 cm.

Sand und Kies aus dem Zoohandel ist garantiert keimfrei und tauglich, jedoch fehlen hier in aller Regel sämtliche Nährstoffe. Man muß dem Boden deshalb Nährstoffe (Pflanzendünger) beimengen. Für einen guten Pflanzenwuchs ist zu empfehlen, die untere Bodenschicht mit einem Sand-Lehmgemisch (1:10) zu versehen.

Auf keinen Fall darf man jedoch Lehm von alten Backsteinen verwenden, weil man nicht weiß, welche Bindemittel er enthält. Hüten sollte man sich auch davor, dem Bodengrund Lauberde, Kompost oder sonstigen Humus beizumischen. Den Fischen bekommen solche Beigaben gar nicht. Sehr gut geeignet sind Nährstoffdepots mit Langzeitwirkung, Düngetabletten bzw. flüssiger Eisendünger aus dem Zoohandel.

Zu beachten ist hierbei, daß mit Pflanzendüngern vorsichtig umzugehen ist. Wenn gedüngt werden muß, dann sollte man immer unter der angegebenen Dosis bleiben. Nicht zu nährstoffreicher Bodengrund zwingt die Pflanzen zu einer stärkeren Wurzelbildung und läßt sie schneller anwachsen. Zu nährstoffreicher Bodengrund, der den Pflanzen mehr Nährstoffe anbietet, als sie verarbeiten können geht einher mit der Algenbildung was bei vielen das Ende der Aquaristik bedeutet. - Nährstoffe kommen auch durch Futterreste, Kot, Pflanzenteile hinzu!

Bei Pflanzenliebhabern hat es sich längst herum gesprochen: Aquarien mit gutem Pflanzenwuchs brauchen eine CO2-Düngung, denn zügig wachsende Pflanzen nehmen sehr schnell die relativ geringen Mengen im Wasser auf und dann kommt es zu Mangelerscheinungen, die sich unter anderem auch durch Kalkablagerungen auf den Blättern äußern. Kohlensäure ist Futter für die Pflanzen! Ohne ausreichendes CO2 ist ein gesunder Pflanzenwuchs nicht gesichert. Wasserpflanzen benötigen tagsüber CO2 und geben mehr O2 ab als sie tagsüber brauchen. Nachts nehmen sie O2 auf und geben CO2 ab. Fische sind grundsätzlich bei Tag und Nacht O2-Verbraucher und CO2 -Erzeuger. Nun ist es aber nicht so, daß sich CO2 - und O2 -Abgabe auf der einen und CO2 - und O2-Aufnahme auf der anderen Seite immer ausgleichen. Zu viele Fische und zu wenige Pflanzen verursachen Sauerstoffmangel. Eine Belüftung über Ausströmersteine führt zwar genug O2 zu, treibt jedoch gleichzeitig CO2 aus und schadet somit. Andererseits produzieren die Fische nicht genügend CO2 für die Pflanzen, so daß dadurch bedingt CO2 eingeleitet werden sollte. Es stellt sich dann die richtige Assimilation (Sauerstoffabgabe) ein und das Zusammenspiel: Wasser / Fische / Pflanzen funktioniert.

Bisher gibt es kein Mittel, die Algen wirksam zu bekämpfen, ohne gleichzeitig auch den Pflanzen zu schaden. Die beste Methode, der Algenbildung vorzubeugen, ist von Anfang an das Aquarium dicht zu bepflanzen. Man nimmt hier zuerst schnellwüchsige Pflanzen und lichtet später aus und tauscht gegen langsamer wachsende aus. Schnellwüchsige Pflanzen liegen im Preis meist nicht so hoch und nehmen den Algen die Nahrungsgrundlage.

Neben dem Bodengrund ist die Wasserqualität eines der wichtigsten Faktoren. Wie wir wissen, stellen die Aquarienfische und Pflanzen unterschiedliche Ansprüche an ihre Umwelt - das Aquarienwasser. Hier müssen bei der Auswahl des Besatzes die Anforderungen zusammenpassen. Natürlich gibt es in der Zoohandlung kein spezielles Amazonas-, Malawisee- oder Meerwasser zu kaufen. Doch woher nimmt man sein Aquarienwasser (Schnee- bzw. Regenwasser, Quellwasser, aus einem eingefahrenen Becken, Aufbereitungsanlage, ... etc.)? In der Regel wird man Wasser aus der Leitung verwenden müssen. Doch Wasser ist nicht gleich Wasser! Die Unterschiede zeigen sich in den chemischen Werten (Gesamthärte, Karbonathärte, pH-Wert, CO2-Gehalt, Nitritgehalt, Leitfähigkeit, ... etc.).

Die aus der Leitung gegebenen Kennwerte können und müssen durch geeignete Wasseraufbereitungsmittel gezielt verändert werden. Die einzelnen Werte lassen sich mit Meßgeräten bzw. Meßreagenzien exakt bestimmen. Die optimalen Werte für ein Gesellschaftsaquarium liegen bei mittleren Härtegraden und einem pH-Wert um den Neutralpunkt.

Chemische Zusammenhänge: Durch Ausscheidungen der Fische, durch Pflanzen- und Futterreste gelangen organische Substanzen in das Wasser. Sie werden durch Mikroorganismen gespalten und dabei bilden sich schädliche Abbauprodukte. Die stickstoffhaltigen Schadstoffe sind hierbei besonders hervorzuheben. Zuerst entstehen das giftige Ammoniak und das ungiftige Ammonium. Beide sind ineinander umwandelbar, ihr Mengenverhältnis hängt allein vom pH-Wert ab (pH-Wert > 8,5 = viel Ammoniak, pH-Wert < 7,5 = praktisch ausschließlich Ammonium). Die wichtigen Bakterien bauen mit Hilfe von Sauerstoff das giftige Ammoniak zu dem immer noch sehr giftigen Nitrit ab. Als letzte Abbaustufe verarbeiten weitere Bakterien mit Hilfe von Sauerstoff das giftige Nitrit zu dem relativ ungiftigen Nitrat. Dieses ist erst bei zu hoher Konzentration schädlich.

Außer den Stickstoffverbindungen gibt es eine zweite, wichtige Gruppe der Schadstoffe im Aquarium: giftige Schwermetalle, z.B. Kupfer aus Wasserrohren. Es ist besonders wichtig, das Aquarium möglichst frei von Schadstoffen wie Nitrit und Schwermetallen zu halten!

Neben dem Bodengrund, den Nährstoffen und einem optimalen und sauberen Aquarienwasser (biologisches Gleichgewicht, schadstoffarm) benötigen Pflanzen und Tiere das richtige Licht. Hierbei ist die Lichtmenge ( je 10 cm Wassertiefe gehen 50% des Obeflächenlichts verloren ), die Lichtfarbe und die Beleuchtungsdauer entscheidend. Optimale Beleuchtung ist die wesentliche Voraussetzung für üppigen Pflanzenwuchs. Boden, Wasser und Wärme können ein noch so pflanzenfreundliches Milieu bilden, ohne ausreichendes Licht würden unsere Aquarienpflanzen nur kümmerlich wachsen. Licht bestimmt nicht nur die elementaren Wachstumsvorgänge der Pflanze, es greift auch in vielfältiger Weise in ihr Leben ein. Dies wird unter anderem bei einigen Aquarienpflanzen mit tagesperiodischen Bewegungen der Triebspitzen sichtbar (z.B. bei Cabomba = Tages- / Nachtstellung). Diese Bewegungen folgen zwar weitgehend dem Licht-Dunkel-Wechsel, werden aber dennoch autonom gesteuert. Man bemerkt dies in Aquarien, wenn bei abendlich verlängerter Lichtperiode die Triebspitzen "vorzeitig" ihre Schlafstellung einnehmen. Die Pflanze muß demnach über ein genaues Zeitmeßsystem verfügen. Die Aquarienpflanzen sind offensichtlich in der Lage, ihre Blätter während der Entwicklung durch entsprechende Pigmentbildungen an die jeweils herrschenden Lichtverhältnisse anzupassen. Dabei erreicht jedes Blatt seine optimale Assimilationsleistung nur unter den Lichtbedingungen, unter denen es aufgewachsen ist. Spätere Umgewöhnungen bereits fertig entwickelter Blätter sind praktisch nicht möglich. Jede Änderung des Lichtklimas bedeutet für unsere Aquarienpflanzen Streß und erfordert längere Umgewöhnungszeiten. Während der Umgewöhnung ist das Wachstum der Pflanze erheblich beeinträchtigt, weil die Leistung der alten Blätter reduziert ist. Erst die neu entwickelten Blätter haben unter dem neuen Lichtklima eine optimale Assimilationsleistung. Änderungen des Lichtklimas können insbesondere bei empfindlichen Pflanzen (z.B. Cryptocorynen) auch zum totalen Zusammenbruch führen. Es sollte nicht unerwähnt bleiben, daß jede Wachstumsstörung oder sogar Zusammenbruch des Pflanzenbestandes auch eine erhebliche Störung des Bioklimas im ganzen Aquarium hervorruft. Durch die gestörte Assimilation sinkt zwangsläufig der CO2-Gehalt im Wasser. Damit ändern sich z.B. das Redoxpotential (Nährstoffangebot) und die Aktivitäten der Bakterien im Aquarium und vor allem im Filter.

Ich empfehle auch hier die Natur nachzuahmen und das natürliche Sonnenspektrum durch Verwendung von z.B. Tages- und Warmlichtröhren in Kombination nachzubilden. Aus diesen Erkenntnissen heraus habe ich mich seit Beginn der aquaristischen Laufbahn für die augenfreundliche und die mir rein persönlich angenehme Lichtfarbenkombination "11" Lumilux-Tageslicht und "31" Lumilux-Warmton entschieden.

Durch den blauen bzw. roten Farbanteil der Beleuchtung wird das Längen- bzw. Breitenwachstum der Pflanzen bestimmt. Die Beleuchtungsdauer sollte man dem Tropentag von etwa 12 Std. anpassen. Dabei sollte man wissen, daß eine schwache Beleuchtung niemals durch eine längere Beleuchtungsdauer oder eine zu starke durch eine kürzere Beleuchtungsdauer ausgeglichen werden kann. Grundsätzlich ist es ratsam, die Beleuchtung eher zu reichlich als zu knapp zu bemessen. Leuchtstoffröhen altern nahezu unmerklich vor sich hin. Noch bevor sie schließlich nicht mehr zünden, haben sie erhebliche Leuchtkraft verloren. Bei der Verwendung von Leuchtstoffröhren ist deren Alterung zu beachten, sie verlieren in 6 Monaten ca. 50% der Lichtausbeute!

Man sollte daran denken, daß ein torfgefiltertes Wasser die Bemühungen um eine gute Ausleuchtung zunichte macht, da braunes Wasser ein starker Lichtfilter ist.

Zur Entfernung von Schmutzteilen aus dem Wasser sind handelsübliche Filteranlagen (Innenfilter, Außenfilter, Biofilter, ...etc.) einzusetzen, um insbesondere die biologischen Vorgänge im Aquarium in die richtige Lage zu rücken. Als Heizung des Aquarienwassers sind Heizstäbe bzw. Heizmatten oder Filter mit integrierten Heizspiralen gleichsam geeignet.

 
Regelmäßige Pflege ist die Grundvoraussetzung!

Aquarienpflege soll ein Vergnügen sein, soll Freude und Erholung am Feierabend bieten, vielleicht sogar vergnügliche Wissensvermittlung durch sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Zur regelmäßigen Pflege / laufenden Wartung gehören: Algenkontrolle, Wasserwechsel, Mulm absaugen, Bodengrund lockern, Pflanzen lichten, Filter reinigen, Nährstoffe nachdüngen, Beleuchtung kontrollieren, Abdeckscheiben reinigen, abgestorbene Pflanzen bzw. tote Fische entfernen, Schnecken ablesen, abwechslungsreich füttern, Wasserwerte überprüfen und korrigieren, ... etc. Wenn Sie die aufgeführten Grundregeln beachten, dürfte der "Faszination hinter Glas" nichts im Wege stehen.

Viel Erfolg und Freude wünscht Aquarienfreund

Roland Schreiner

 
Buchtipp der "Scalare"-Redaktion:
„Aquarienfibel - Fische und Pflanzen im Süßwasseraquarium“
von Klaus Wilkerling
Kosmos-Verlag
ISBN-10: 3-440-09470-7

   


Pseudotropheus demasoni


Melanotaemia boesemani


Synodontis multipunctatus


Tetraodon fangi


Apistogramma borellii


Aequidens rivulatus


Aulonocara jacobfreibergi


Xiphophorus hellerii


Otopharynx lithobates


Apistogramma inka


Liposarcus multiradiatus


Aphyosemion australe


Pseudotropheus demasoni


Poecilia sphenops


Xiphophorus maculatus


Xiphophorus maculatus


Poecilia wingei


Poecilia reticulata (Doppelschwert)


Poecilia reticulata (Fächerschwanz)


Cyrtocara venusta


Helostoma temminkii


Cyrtocara moorii


Dimidiochromis compressiceps


Trichogaster leerii


Baryancistrus sp. (L 18, L 177)


Tetraodon schoutedeni


Ancistrus sp.


Myxocyprinus asiaticus

Fotos: Sven Haustein

© by Aquarien- und Terrarienverein "Scalare" 1925/55 e.V. Fulda