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Zucht von Kuba-Krokodilen im Tümpelgarten geglückt

Zoologische Sensation: Erstmals reinerbige Jungtiere in Deutschland /
Großariger Zuchterfolg für Melanie el Mohamad, Matthias Frank und Markus Jäger

Einen deutschlandweit erstmaligen Zuchterfolg hat der Fuldaer Aquarien- und Terrarienverein „Scalare“ zu verzeichnen, dem die Zucht von nachgewiesenen reinerbigen Kubakrokodilen gelungen ist. Europaweit gesehen sind es erst die dritten nachgezogenen Panzerechsen dieser Art, bei denen man laut offiziellem DNA-Gutachten sicher ist, dass es sich nicht um sogenannte Hybriden handelt. In freier Wildbahn besteht nämlich das Problem, dass sich Kuba-Krokodile mit Spitzkrokodilen kreuzen und sie dadurch vom Aussterben bedroht sind.

Für die Pfleger der Panzerechsen Matthias Frank und Markus Jäger war der Zuchterfolg ein langer Weg der in 1997 begann, als die Tiere in den Tümpelgarten gelangten. Die vom Aussterben bedrohten Kuba-Krokodile (lat. Crocodylus rhombifer) wurden 1989 am Hauptbahnhof in Dessau beschlagnahmt. Tierschmuggler hatten versucht, die seltenen Reptilien direkt aus Kuba illegal nach Deutschland einzuführen. Die Tiere waren von da an in zwei Tierparks untergebracht, bevor sie dann vor 18 Jahren in den Tümpelgarten nach Fulda kamen. Matthias Frank und Markus Jäger sind bei den Naturschutzbehörden als ausgewiesene Reptilienexperten bekannt und bekamen deshalb die Möglichkeit, die bis zu drei Meter groß werdenden Krokodile zu pflegen. Zu der damaligen Zeit war der Neubau des Ausstellungshauses im Tümpelgarten in Planung und so wurde das großzügige Aquaterrarium für die beiden Panzerechsen in dem zweistöckigen Gebäude entsprechend berücksichtigt.

Seit dieser Zeit sind die Kuba-Krokodile „Klara und Willi“ die Lieblinge der Ausstellungsbesucher. Da die Tiere sehr selten sind, haben bereits regionale und überregionale Medien darüber berichtet und immer wieder sind ausgewiesene Experten aus ganz Deutschland im Tümpelgarten zu Gast, um die Tiere zu sehen.

Hybridisierung bedroht Kubakrokodil
Experten gehen davon aus, dass in freier Wildbahn nur noch 4.000 Kuba-Krokodile (die gelegentlich auch als „Rautenkrokodile“ bezeichnet werden) existieren. Sie werden deshalb von der International Union for Conservation of Nature (IUCN) als " vom Aussterben bedroht " gelistet. Ein weiteres Problem ist, dass sich das nahe verwandte Spitzkrokodil (Crocodylus acutus), das sich immer mehr im karibischen Raum ausbreitet, mit dem Kubakrokodil kreuzt. Diese sogenannte Hybridisierung bedroht den Bestand enorm und die kubanische Regierung ist bereits damit beschäftigt, reinerbige Kuba-Krokodile (Nachzuchten) aus europäischen Zoos zur Auswilderung zu bekommen.

Die Frage nach der Reinerbigkeit von „Klara und Willi“ stellte sich auch für die Krokodilpfleger Matthias Frank, Markus Jäger und Melanie el Mohamad, die seit einiger Zeit auch zu dem Team gehört. Nach Abstimmung mit den zuständigen Behörden wurden Gewebeproben an die Texas Tech University in den USA geschickt. Von dort aus wurde der genetische Nachweis der Reinerbigkeit der Fuldaer Kuba-Krokodile schriftlich bestätigt.

Die schwierige Zucht der Kubakrokodile
Krokodile können sehr alt werden und dementsprechend dauert es, bis die Tiere geschlechtsreif sind. Die beiden Kubakrokodile sind aller Wahrscheinlichkeit nach 26 Jahre alt. Vor fünf Jahren waren die ersten Paarungsversuche zu beobachten. Der für die Eiablage vorgesehene Behälter wurde anfangs nicht angenommen und die beiden Pfleger mussten immer wieder Veränderungen im Terrarium vornehmen, bis alles passte. Für Melanie el Mohamad, Matthias Frank und Markus Jäger war das Ganze eine Geduldsprobe, denn Crocodylus rhombifer paaren sich nur einmal im Jahr und entsprechend lange muss man auf den nächsten Versuch warten. Und so musste u.a. die Ernährung, also die Zugabe von Vitaminen und Mineralien, angepasst werden und in diesem Jahr war es dann endlich soweit. Vier Jungtiere schlüpften nach 96 Tagen gesund aus den hartschaligen Eiern, die sich in einem speziellen Brutapparat bei entsprechender Temperatur und Luftfeuchtigkeit entwickelten. Die jungen Krokodile waren beim Schlupf gut 20 cm groß und werden in den ersten Wochen und Monaten mit Insekten gefüttert.

Ein ausführlicher Zuchtbericht erscheint in der Verbandszeitschrift „Elaphe“ der Deutschen Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) und ist demnächst auch hier auf der Webseite der Fuldaer „Scalare“ (Rubrik Fachberichte) abrufbar.

Arterhaltung als oberstes Ziel
Für die Mitglieder des Fuldaer Aquarien- und Terrarienvereins ist die artgerechte Haltung und die Arterhaltung schon immer oberstes Ziel gewesen. Die Ausstellung im Tümpelgarten verzeichnet jährlich viele Besucher, darunter über 70 Schulklassen und Kindergartengruppen. Der Verein macht dabei immer auf die verantwortungsvolle Haltung von Tieren aufmerksam und grenzt sich klar von den Verantwortungslosen ab, die regelmäßig für Negativschlagzueilen sorgen. Nach Abstimmung mit den verantwortlichen Behörden sollen die Krokodil-Nachzuchten aus Fulda zur Arterhaltung beitragen und Markus Jäger und Matthias Frank werden auch weiterhin versuchen, die seltenen Reptilien nachzuziehen.

Die vier geschlüpften Kubakrokodile sind ab sofort in der Aquarien- und Terrarienausstellung im Tümpelgarten zu sehen, die an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 17 Uhr und nach Vereinbarung geöffnet ist. Die Reptilienexperten Matthias Frank, Markus Jäger und die Mitglieder der Fuldaer „Scalare“ stehen für Fragen gerne zur Verfügung und freuen sich wie alle Mitglieder des Vereins auf viele Besucher im Tümpelgarten.

 
Text: Sven Haustein
Fotos: Matthias Frank

 

Hier finden Sie die Fotos von unserer Pressekonferenz vom 1. September 2015 im Tümpelgarten in Fulda.

 

Lesen Sie auch:

Klara und Willi - Zwei äußerst seltene Kubakrokodile
von "Scalare"-Vorstand Christian Redweik mit vielen Fotos der ausgewachsenen Krokodile (inkl. Paarungs-Fotos)

 
Hybridisierung bedroht Kuba-Krokodil
von Christine Dell'Amore, National Geographic News, 24.06.2011

 

Hinweis:
In Kürze veröffentlichen wir einen ausführlichen Zuchtbericht der Kubakrokodile.

 

Öffnungszeiten Ausstellung

   


Was für ein Erfolg: Erstmals nachgewiesene reinerbige Jungtiere in
Deutschland.

 

Ein kleines Kuba-Krokodil schlüpft aus einem Ei.

 

Die jungen Krokodile sind relativ klein und ernähren sich von
Insekten.

 

Die Kubakrokodile sind der größte Zuchterfolg in der Geschichte des
Aquarien- und Terrarienvereins "Scalare" 1925/55 e.V. Fulda.

 

Die Jungtiere sind gesund und sehr lebhaft. Beim Schlupf waren sie
knapp 30 cm groß. Sie schlüpften am 9. und 10. August 2015.

 

Die Reinerbigkeit wurde von einem anerkannten Institut aus den USA
bestätigt.

 

Der Zuchterfolg reinerbiger Tiere ist in Deutschland erstmalig.

 

Ein ausgewachsenes Kuba-Krokodil in der Ausstellung im
Tümpelgarten in Fulda. Die Tiere werden bis zu 2,50 m groß.

 

Der lateinische Name lautet Crocodylus rhombifer und der deutsche
Kubakrokodil oder Rautenkrokodil.

 

Die erfolgreichen Züchter: Matthias Frank (links) und Markus Jäger
bei der Pressekonferenz am 1. September 2015 im Tümpelgarten,
die bei der Pflege seit einiger Zeit von Melanie el Mohamad
unterstützt werden.

© by Aquarien- und Terrarienverein "Scalare" 1925/55 e.V. Fulda