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Stark gefährdeter Überlebenskünstler

„Scalare“ unterstützen Karauschen-Projekt des Biosphärenreservats Rhön

Zu einem interessanten Vortragsabend hatten die Verantwortlichen des Biosphärenreservats Rhön in den Tümpelgarten nach Fulda eingeladen. Der bekannte Fischereibiologe Christoph Dümpelmann berichtete über ein aktuelles Artenschutzprogramm, bei dem es um die Wiederansiedlung der stark gefährdeten Karausche ging.

In einem anfänglichen Portrait bezeichnete der Biologe die Karausche (lat. Carassius carassius) als „Fisch des Dschungels“. Die Art lebt nämlich wie die Schleie (Tinca tinca) in stark verkrauteten Gewässern und ist deshalb schwer zu finden. Die Biotope haben im Sommer einen niedrigen Wasserstand, hohe Temperaturen und einen geringen Sauerstoffgehalt. Karauschen werden oft mit dem Giebel (Carassius gibelio) oder dem Goldfisch (Carassius gibelio forma auratus) verwechselt, der in natürlichen Gewässern mit der Zeit seine rote Farbe verliert.

Eine Besonderheit bei den Karauschen ist die Tatsache, dass die Fische mit einer flachen und einer hochrückigen Körperform vorkommen. Sind in dem Gewässer viele Raubfische, entwickeln sie diesen ausgeprägten Rücken, wie man ihn bei Karpfen kennt. Lebt die Art mit Friedfischen zusammen, bleibt sie eher flach. Insgesamt lässt sich sagen, dass Karauschen unter dem Konkurrenzdruck anderer Fische leiden und dann im Bestand zurückgehen können. Deshalb findet man sie meistens in Gewässern, in denen nur sie überleben können. Christoph Dümpelmann bezeichnete die Art deshalb als die „letzten Mohikaner“. „Die Schleie, die ebenfalls in sauerstoffarmen Gewässern überlebt ist fast so robust wie die Karausche“, so der Biologe.

Karauschen sind fast überall in Europa bis hin nach England zu finden. Aufgrund der starken Gefährdung ist dieser Friedfisch, der zu den Karpfenartigen (Cypriniden) gehört, in Hessen fast ausgestorben. Auf Initiative des Biosphärenreservats Rhön und der Unterstützung von Hessen Forst wurde eine Wiederansiedelung der Art gestartet, die von Christoph Dümpelmann fachlich begleitet wird. Hierfür wurden Fische aus dem mittleren Biotop im Tümpelgarten entnommen und für das Projekt verwendet. Dümpelmann, der die hessischen Gewässer wie kaum ein anderer kennt, hatte die Art vor einigen Jahren schon dort vermutet. Inzwischen konnten die stark gefährdeten Fische in einigen Gewässern wieder angesiedelt werden. Ein gutes Beispiel ist neben dem Tümpelgarten der Schäferteich in Adolphseck (Gemeinde Eichenzell im Landkreis Fulda).

Die Fuldaer „Scalare“ wollen auch zukünftig das Projekt unterstützen und gemeinsam mit Christoph Dümpelmann und dem Biosphärenreservat Rhön ein Kaltwasseraquarium im Außenbereich mit Karauschen besetzten. „Auf einer Infotafel wollen wir auf das Artenschutzprojekt hinweisen“, so der verantwortliche Pfleger der Anlage Marcus Görnert, der mehrere Aquarien mit einheimischen Fischen im Tümpelgarten betreibt.

 
Text und Fotos: Sven Haustein

 

Siehe auch:
Beeindruckendes Artenschutzprojekt - Christoph Dümpelmann berichtet über Wiedereinbürgerung des Schneiders

   


Bei dem Vortrag ging es um die Wiederansiedlung der Karausche.

 

Begleitet das Projekt: Der bekannte Fischereibiologe Christoph
Dümpelmann.

 

Initiator des Projekts ist das Biosphärenreservat Rhön.

 

Der HR-Journalist Michael Pörtner (li.) interviewte Christoph Dümpelmann.

 

Viele Besucher waren in den Tümpelgarten zu dem Vortrag gekommen.

 

Christoph Dümpelmann gab interessante Einblicke über das Verhalten
der Karausche.

 

Rainer Garrison (li.) und Marcus Görnert (re.) im Gespräch mit
Christoph Dümpelmann. Zukünftig wird die Karausche in der
Kaltwasseranlage im Tümpelgarten zu sehen sein.

 

Waren begeistert von dem Artenschutzprojekt: Die langjährigen
Mitglieder der Fuldaer "Scalare" Sieglinde und Uli Dehler.

© by Aquarien- und Terrarienverein "Scalare" 1925/55 e.V. Fulda