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Beeindruckendes Artenschutzprojekt

Christoph Dümpelmann berichtet über Wiedereinbürgerung des Schneiders

Einen interessanten Vortrag erlebten die zahlreichen Zuhörer, die in das Vereinsheim des Fuldaer Aquarien- und Terrarienvereins „Scalare“ im Tümpelgarten gekommen waren.

„Der Schneider - eine bedrohte Fischart kehrt in die Rhön zurück“ - so lautete der Titel des Vortrags des bekannten Diplom-Biologen Christoph Dümpelmann und Stefan Albinger, die über ihr aktuellstes Artenschutzprojekt berichteten.

Nachdem der "Deutsche Edelkrebs" (Astacus astacus) wieder in den Fließgewässern der Rhön angesiedelt werden konnte, soll mit dem aktuellen Projekt der Schneider, der zu den Karpfenfischen zählt, wieder in unsere Region zurückkehren. Unterstützt wird das Projekt vom Landkreis Fulda (Biosphärenreservats Rhön).

Der Schneider, der in unserer Region nicht mehr zu finden ist, war in der oberen Eder, der Orke, der Ulster, der Schwalm und in der Fulda anzutreffen. Die Eingriffe des Menschen durch Flussbegradigungen und Wehre waren die Ursache, dass dieser Fisch neben vielen anderen Arten im Biosphärenreservat Rhön fast ausgestorben ist.

Der Schneider (lat. Alburnoides bipunctatus) ist mit gut 15 cm ein relativ kleiner Schwarmfisch, der in Mitteleuropa beheimatet ist. Aufgrund der geringen Größe ist er wirtschaftlich gesehen als Speisfisch eher uninteressant. Im Freiland wird er bis zu 5 Jahre alt. Der Schneider ist in Hessen von einer weit verbreiteten Fischart zu einer extrem seltenen Art geworden, deren Bestand weiter abnimmt. Aktuell ist er in Hessen noch in Teilbereichen der Eder und der Orke zu finden.

Geeignete Gewässer im Biosphärenreservat Rhön
Um den Schneider wiederansiedeln zu können war es wichtig, ein geeignetes Gewässer zu finden. Landschaftsplaner Stefan Albinger machte sich im Rahmen seiner Bachelor-Arbeit auf die Suche nach einem geeigneten Flussabschnitt. Er entwickelte hierzu einen Fragebogen mit dessen Hilfe die Bedürfnisse des Schneiders untersucht wurden. Als geeignete Gewässer wurden Bereiche der Flüsse Fulda, Döllbach, Fliede, Haune, Kemmete, Lüder, Lütter, Nüst, Schlitz und Ulster in Betracht gezogen. In den darauffolgenden Begehungen wurden passende Stellen im Bereich der Ulster unterhalb vom Tanner Stadtteil Günthers und dem Döllbach bei Rothemann (Gemeinde Eichenzell) gefunden.

Herkunft des Besatzmaterials
Im nächsten Schritt musste nun eine Population des Schneiders ausfindig gemacht werden, die für die osthessische Region geeignet ist. Christoph Dümpelmann wurde hierbei in der Orke fündig, einem Nebenfluss der Eder. Die Orke ist ein äußerst strukturreiches Gewässer, in dem eine große Vielfalt an heimischer Flora und Fauna anzutreffen ist.

Zwischenvermehrung
Nach Abstimmung mit der Oberen Naturschutzbehörde des Regierungspräsidiums in Kassel und dem Landkreis Fulda durften hier Tiere der Orke entnommen werden, die dann von einem professionellen Fischzüchter zwischenvermehrt wurden. Nach dem dies erfolgreich geschehen war, konnten die Fische in der Ulster und im Döllbach ausgesetzt werden und es ist nun zu hoffen, dass sich die Fische fortpflanzen und das Projekt gelingt.

Monitoring
Ein Monitoring in 2014 wird dann zeigen, ob der Schneider erfolgreich in der osthessischen Region angesiedelt werden konnte.

Im Anschluss an den überaus interessanten Vortrag beantworteten die Referenten und Projektverantwortlichen Christoph Dümpelmann und Stefan Albinger die Fragen der Zuhörer und so konnte unter anderem auch die Frage geklärt werden, wie die Art zu dem Namen "Schneider" gekommen ist. Die Aneinanderreihung etlicher Punkte an der Seitenlinie der Fische erinnern an eine Naht. Aufgrund dessen hat Alburnoides bipunctatus den deutschen Namen Schneider bekommen.

Videobeitrag zum Schneiderprojekt von Osthessen-News
Einen interessanten Videobeitrag zu diesem Artenschutzprojekt findet Sie bei Osthessen-News: "Winzige Schneider-Fische kehren in Ulster zurück"

 
Text und Fotos: Sven Haustein

 

Siehe auch:
Terminhinweis: Vortrag "Der Schneider - eine bedrohte Fischart kehrt in die Rhön zurück" am 12. April - mit Foto und Informationen vom Schneider (Alburnoides bipunctatus).

   


Einen interessanten Vortrag erlebten die Besucher im Tümpelgarten.

 

Fachwart Willi Bothe (rechts) steht mit dem bekannten Biologen
Christoph Dümpelmann in Kontakt und organisierte den Vortrag.

 

Verfolgten das interessante Projekt: Sieglinde und Uli Dehler.

 

Der bekannte Diplom-Biologe Christoph Dümpelmann
beeindruckte mit seinem Vortrag und dem Artenschutzprojekt.

 

In einer Präsentation erklärte er das Schneider-Projekt.

 

Landschaftsplaner Stefan Albinger war für das geeignete Biotop
verantwortlich.

 

Fachwart Willi Bothe, Biologe Christoph Dümpelmann und
Landschaftsplaner Stefan Albinger freuten sich über einen
gelungenen Abend im bei den Fuldaer "Scalaren" im Tümpelgarten.

 

In die Ulster bei Tann-Günthers in der Rhön im Kreis Fulda wurden
ca. 1.700 Jungfische des Schneiders (Alburnoides bipunctatus)
eingesetzt.

 

Die Ulster bei Günthers ist strukturreich und ein schnell fließendes
Gewässer - ideale Voraussetzungen für den Schneider.

© by Aquarien- und Terrarienverein "Scalare" 1925/55 e.V. Fulda