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Fische züchten – pro und contra

Ein Erfahrungsbericht von "Scalare"-Mitglied Günter Jahn

Ich bin seit 1968 aktiver Aquarianer und habe schon sehr viele verschiedene Zierfische gehalten und auch gezüchtet. Immer wieder stellt sich die Frage: Ist Zierfischzucht lohnenswert? Da gibt es genau zwei Antworten, die da heißen: ja und nein.

 
Zuerst zu der einfachen Antwort „nein“.

Um Zierfischzucht lohnenswert, im Sinne von materiellem Wert, zu betreiben, kann ich nur sagen, dass sich diese Arbeit nicht auszahlen wird.

Um 2-3 Arten erfolgreich zu züchten, benötigt man einiges an Ausrüstung. Zuerst müssen ausreichend Hälterungsbecken vorhanden sein. Ich behaupte mal, 3-4 Becken für jede Art, in verschiedenen Größen. Die Becken müssen beheizt, belüftet und gefiltert werden. Die Filter müssen groß genug ausgelegt werden, da bei erfolgreicher Zucht nicht nur 5 oder 10 Fische, sondern 50 oder 1000 Fische schlüpfen. Die werden bei richtiger Fütterung sehr schnell groß.

Hier sind wir bei dem nächsten Problem die richtige und regelmäßige Fütterung. Fische egal wie groß sie werden sind am Anfang nun mal klein. Die möchten aber in den meisten Fällen Lebendfutter und das nicht zu knapp. Da kann man Infusorien, Artemia oder Cyklops füttern. So muss ich doch wissen wie komme ich zu meinen Futter. Ich muss es züchten oder fangen. Das kostet wieder Zeit und Geld. Wer dies nicht scheut kommt dann zu dem dritten Problem.

Wohin mit den gezüchteten Fischen? Im Zoofachhandel will man verkaufen und nicht kaufen. Ein Privater will 3, 4, 5 oder vielleicht auch mal 10 Fische von einer Art haben, weil er ja noch andere Arten vergesellschaften will. Man hat aber nur diese eine Art, und kann das Angebot, wie in einem Zoofachgeschäft, unmöglich bieten. Also stellt sich die Frage, wohin mit dem Rest der erfolgreichen Zucht? Ich kann die Antwort nicht geben. Aber nun genug gegrübelt, überlegt und heimlich den Erfolg in bare Münze umgerechnet.

 
Die schönere Antwort “ja“ soll nun zum Tragen kommen.

Immer wenn ich einen Fisch im Aquarium sehe, denke ich, woher kommt dieser Fisch? Falls ich die Frage nicht beantworten kann, ist es ein leichtes in einem der zahlreichen Fachbücher nach zu lesen. Doch dann ist meine Frage nicht beantwortet, weil ich die Frage nach der Herkunft anders beantworte. Die Antwort die ich erwarte ist folgende: Das ist ein Wildfang! Oder: Das sind Nachzuchten!

Selbstverständlich sind Nachzuchten irgendwann mal von Wildfängen vermehrt worden. Doch denken wir mal anders, wenn es keine Nachzuchten gäbe, dann gäbe es auch keine Wildfänge mehr, weil dann alles weg gefangen wäre. In leeren Gewässern kann man keinen Fisch, und ist er noch so klein, fangen.

So habe ich mich der Fischzucht zugewendet. Ich bin kein professioneller Zierfischzüchter. Ich habe eine gewisse Anzahl von Aquarien und versuche diese zum Herbst hin zu besetzen.

Das bedeutet, nach meinem Sommerurlaub fange ich an die Elterntiere auf die Zucht vorzubereiten, indem ich regelmäßiger Wasserwechsel mache, die Tiere mit besserem Futter versorge und so, wie in der Natur einer schlechteren Jahreszeit den Rücken kehre. Das bedeutet nicht, dass die Tiere vorher am Existenzminimum gehalten wurden. Die Temperatur wird um 2-3 ° C angehoben, außer Trockenfutter wird auch Lebendfutter angeboten und der Wasserwechsel wird auch mal wöchentlich gemacht. Man kann dann beobachten, wie die Tiere in Laichstimmung kommen. Die Farben werden intensiver und die Fische werden aktiver.

So vorbereitet, kann es dann losgehen. Ich beschränke mich auf einige Welsarten, lebend Gebärende, Scalare und auf Tophäus Moori.

Ich möchte nun die „Entstehung“ von Scalaren in kurzen Worten schildern: Zuerst ist das Scalarpaar balsbereit, die Tiere suchen einen Partner zum ablaichen, wenn dieser gefunden ist, wird ein Laichplatz gesucht. Es sind in den meisten Fällen größere Blätter von Amazonas, Valisnerien oder Laichsubstrat (künstliche Pflanze oder Blatt). Dieser Laichplatz wird dann „geputzt“, das heißt: die Fisch säubern dieses Blatt mit ihrem Maul. Wenn das Putzen beginnt, kann man meistens schon sehen wer das Männchen und wer das Weibchen ist, denn nun zeigt sich deutlich die Leichröhre des Weibchens und das viel kleinere Geschlechtsteil des Männchens.

Das Paar beginnt dann mit der Eiablage, zuerst legt das Weibchen einige Eier auf das Blatt und dann besamt das Männchen die eben abgelegten Eier. Der Vorgang wiederholt sich, bis je nach Größe der Alttiere, 200 – 800 Eier auf das Blatt geklebt werden. Dieser Vorgang dauert ca. 1-2 Stunden. Danach beginnt die Brutpflege der Elterntiere. Das funktioniert nur, wenn das Paar alleine in einem 150 – 200 Liter Becken gehalten werden kann. In einem Gesellschaftsbecken wird die Brut in den meisten Fällen von anderen Fischen geraubt. Wenn das Paar in einem Gesellschaftsbecken, wie das bei mir der Fall ist, gehalten wird, ist es ratsam das Gelege aus dem Aquarium zu nehmen. Dies sollte mit äußerster Sorgfalt geschehen. Möglichst sollte das Gelege unter Wasser bleiben, um den osmotischen Druck nicht zu verändern. Dann muss das Gelege mit einem Stück Blei beschwert werden und in einem kleinen (10 -15 ltr.) Becken zum Schlüpfen gebracht werden. Die Temperatur sollte 24 -26 °C sein und das Gelege sollte nur ganz leicht mit einem ständigem Luftstrom umsäuselt werden. Hierdurch wird das Gelege ständig mit Sauerstoff versorgt. Zum höheren Schlupferfolg trägt ein Medikament gegen Laichverpilzung bei. Am dritten Tag sind die Eier geschlüpft und man kann beobachten wie kleine Fischschwänzchen aus den Eiern zappeln. Die Fischlarven ernähren sich von nun an ca. 2-3 Tage vom Dottersack. Es wird Zeit das erste Futter vorzubereiten. Hier haben sich frisch geschlüpfte Salinenkrebse sehr gut bewährt. Die Jungtiere können bedenkenlos die ersten 3-4 Wochen mit Artemia gefüttert werden. Je nach Menge der geschlüpften Tiere muss schon nach 8 – 14 Tagen eine neue größere Unterkunft gesucht werden. Dann kann man auch mit Cyklops und Mückenlarven füttern. Es sollte nicht versäumt werden auch immer wieder Trockenfutter anzubieten um den Fisch an das leblose Futter zu gewöhnen. Sie werden sehen, dass das Aquarium schon bald wieder zu klein wird, ein weiterer Umzug steht an. Wenn die Fische nun ein drittes Mal umgesetzt werden sollte man eine genaue Auslese vornehmen um schwache und schlecht entwickelte Tiere auszulesen. Dies ist ein Auslesevorgang wie er in der Natur automatisch vorgenommen wird. Man vermeidet so, schwache und anfällige Tiere weiter zu ziehen. Diese Tiere können die starken und gesunden Tiere gefährden, indem sie Krankheiten übertragen. Nach ca. 3 -4 Monaten können sie auf ca. 50 – 200 kräftige Nachzuchten blicken. Sie können sicher sein, dass sie dafür keine Wildfänge brauchen und haben sofern sie diese Fische noch an „den Mann“ bringen können aktiven Artenschutz betrieben.

Günter Jahn

   


Zierfischexperte Günter Jahn vor seiner Zuchtanlage im
Tümpelgarten.

 

Günter Jahn "rührt" nach Wasserflöhen im Tümpel.
Lebendfutter ist für viele Arten die Voraussetung
für eine erfolgreiche Zucht.

 

Sturisoma aureum bei der Brutpflege.

 

Messerbuntbarsche (Dimidiochromis compressiceps) bei der Balz.

 

Apistogramma viejita in Paarungslaune...

 

Beliebt und einfach zu züchten: Panzerwelse (Corydoras paleatus).

 

Ein Pärchen Buntbarsche aus dem Malawisee.

 
Fotos: Sven Haustein

© by Aquarien- und Terrarienverein "Scalare" 1925/55 e.V. Fulda