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Ein Kommentar von unserem Vereinsmitglied Sven Haustein (September 2007)

„Alle in einen Topf geworfen“

Haltung von Exoten soll stark eingeschränkt werden / Politiker planen Gesetzesentwurf

Die Hessische CDU hat aktuell einen Gesetzesentwurf (siehe unten) erarbeitet, der die Privathaltung von („gefährlichen“) exotischen (Wild-) Tieren verbieten soll. Unterstützt wird das Vorhaben von den Tierschutzverbänden, während Vertreter der Kommunen andere Rechtsmittel fordern. Nur warum wurden eigentlich nicht die Tierhalter gefragt, die in Vereinen und Verbänden organisiert sind und sich schon sei Jahrzehnten für artgerechte Haltung einsetzen und vernünftige Konzepte hierfür erarbeitet und vorgestellt haben?

Das Krokodil in der Badewanne, die Raubkatze im Wohnzimmer oder andere Exoten auf engstem Raum – es gibt genügend Beispiele, wie Tiere nicht artgerecht gehalten werden, ja regelrechte Qualen erleiden müssen und verwahrlosen. Am Schluss steht dann der Abtransport durch den Veterinär oder im schlimmsten Fall das verenden des Tieres. Bilder und Geschichten die jeder aus den vorabendlichen Boulevardmedien im TV kennt und fast wöchentlich zu sehen bekommt.

Kein Wunder, dass sich Politiker, wie jetzt aktuell geschehen (Fuldaer Zeitung vom 30. August 2007 „Krokodile müssen bald draußen bleiben/CDU plant Verbot der Haltung exotischer Tiere“ – siehe unten), mit diesem Thema beschäftigen und entsprechende Maßnahmen ergreifen wollen. Doch ist das geplante generelle Verbot, Exoten als Haustiere zu halten, in dem nun geforderten Vorschlag wirklich durchdacht worden?

Die Antwort aus Sicht des verantwortungsvollen Tierhalters kann hier nur ein klares „nein“ sein. Es ist keine Frage, dass der unsachgemäßen Tierhaltung Einhalt geboten werden muss. Entscheidend ist aber, wie man hier vorgehen sollte. Es darf nicht sein, dass „alle in einen Topf geworfen“ werden, dass die „Guten“ für das Verhalten der „Schlechten“ bestraft werden. Dieser „Bestrafung“ sehen sich schon viele gemeinnützige Tiervereine, die eine Ausstellung betreiben, durch die der sogenannten EU-Zoorichtlinien ausgesetzt, die, wenn man sich näher damit beschäftigt, von unnötiger und verfehlter Bürokratie kaum zu übertreffen sind.

Es wäre genauso, wenn man Sportschützen das kaufen von Waffen verbietet und sie am Ausüben ihres Hobbys hindern würde, nur weil täglich Straftaten von verantwortungslosen Kriminellen mit Waffen verübt werden. Auch wenn der Vergleich vielleicht im ersten Moment etwas hinken sollte, aber im Bezug zur Tierhaltung ist auch hier wieder festzustellen, dass man ganz klar die Gruppen trennen muss und nicht alle gleich „bestrafen“ darf.

Gezielte Maßnahmen gegen diejenigen, die Tiere nicht artgerecht halten oder mit Exoten völlig überfordert sind, müssen ergriffen werden, keine Frage. Der Ansatz hierbei kann nur beim Tierhandel erfolgen. Um exotische Tiere kaufen zu dürfen, müssen die notwendigen Voraussetzungen erfüllt werden. Der Käufer von Tieren muss nachweisen, dass er fachlich dazu in der Lage ist. Er muss die notwendigen und vorgeschriebenen Auflagen wie z.B. bei Reptilien die Terrariengröße mit der entsprechenden Technik (z.B. UV-Lampen, Temperatur, Luftfeuchtigkeit, etc.) erfüllen. Eine regelmäßige Kontrolle oder wenigstens Stichproben beim Tierhalter vor Ort durch den zuständigen Veterinär oder die Ordnungsbehörde wären wünschenswert.

Der Verband Deutscher Vereine für Aquarien- und Terrarienkunde e.V. (VDA), dem ca. 20.000 Mitglieder angehören, bietet seit vielen Jahren den Sachkundenachweis für Süßwasseraquaristik, Seewasseraquaristik und Terraristik an. Den Nachweis bekommt der, der an mehreren Schulungen und einer schriftlichen Abschlussprüfung erfolgreich teilgenommen hat. Man kann sich dies ähnlich vorstellen wie bei Jägern oder Anglern, die durch eine Prüfung ihre Fachkompetenz nachweichen müssen.

Man muss sich auch über die Konsequenzen im Klaren sein, wenn man die generelle Haltung von Exoten in Frage stellt. Würde man Zoos oder auch privaten Ausstellungen von gemeinnützigen Vereinen die Tierhaltung verbieten oder massiv einschränken, hätte der ambitionierte Tierfreund nicht mehr die Möglichkeit, eine Raubkatze oder Reptilien „live“ zu sehen. Es würden dann vermutlich noch mehr Urlauber in südlichen Gefilden wild lebenden Tieren mit Hilfe von Safaritouren nachstellen und diese in ihrem eh schon eingeschränkten Lebensraum weiter beschränken und stören.

Viele Tierfreunde können mit Fug und Recht auch schon mal als Hobbybiologen bezeichnet werden. Sie tragen durch Nachzuchten und Fachberichte enorm zur Verhaltensforschung bei und haben einen großen Anteil an neuen, wissenschaftlichen Erkenntnissen. Gerade in Fachzeitschriften sind es immer wieder die „Amateure“, also die privaten Halter, denen eine Zufallszucht gelingt und man plötzlich wieder ein Geheimnis in der Tierbiologie lüften konnte.

Das Interesse der Menschen an der Heimtierhaltung geht bis in das „Alte Ägypten“ zurück, also einer Zeit bis ca. 3.000 vor Christus. Die Nutztierhaltung geht sogar bis zur Eiszeit zurück (1). Man kann also sagen, dass seit Menschen gedenken Tiere gehalten werden. Es liegt nun mal in der Natur des Menschen und wird wohl so auch immer bleiben. Durch Tierschutzgesetze wurden wichtige Regeln aufgestellt und die richtigen Schritte in Richtung artgerechte Tierhaltung eingeschlagen. Hier muss angeknüpft und weiter gemacht werden. Dem verantwortungsvollen Tierfreund, der seine Sachkunde nachgewiesen hat, müssen Möglichkeiten eingeräumt werden, weiterhin Tiere in artgerechter Umgebung zu halten. Dabei sollte auf (bedrohte und selbstverständlich nach dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen geschützte) Wildfänge verzichtet und Nachzuchten bevorzugt werden. Der Verantwortungslose, der nicht die entsprechenden Befähigungen zur Haltung eines Tieres nachgewiesen hat, muss bereits vor dem möglichen Erwerb in seine Schranken verwiesen werden.

Ein Haltungsverbot von Exoten hätte dramatische Folgen für viele Vereine, die sich mit Tierhaltung beschäftigen wie z.B. Aquarien- und Terrarienvereine. Man darf nie vergessen, welch wichtigen Platz gerade Vereine in unserer Gesellschaft einnehmen. Sie sind die Anlaufstelle für viele Menschen, die ihre Freizeit sinnvoll nutzen möchten und insbesondere Jugendliche haben die Möglichkeit Verantwortung, gerade im Umgang mit Tieren und Natur, zu lernen.

Als Fazit lässt sich feststellen, dass unbedingt etwas gegen „schwarze Schafe“ unter den Tierhaltern unternommen werden muss und zwar mit allen verfügbaren Mitteln des Gesetzes. Es sollte allerdings der richtige Weg gewählt werden und da wäre z.B. der VDA-Sachkundenachweis ein möglicher und sicherlich guter Weg. Man muss hierbei das Rad ja nicht neu erfinden, sondern kann sich daran orientieren, was bereits bei Jägern oder Anglern gut funktioniert. Wichtig ist, dass Politiker und Tierschutzverbände sich bei diesem wichtigen Thema auch mal mit denjenigen abstimmen, die sich hiermit intensiv beschäftigen, nämlich den verantwortungsvollen Haltern von exotischen Tieren in einer fairen Diskussion.

 
(1) Quelle: Wikipedia, freie Online-Enzyklopädie

 
Kommentar und Fotos: Sven Haustein
Hinweis: Bei diesem Kommentar handelt es sich um die private Meinung des Autors.

   


Krokodile brauchen viel Platz und können fast nicht artgerecht
zuhause in der Wohnung gehalten werden. Möglich ist
das aber z.B. in einem Zoo oder in einer Ausstellung , wie z.B.
in dem Terrarium des Aquarien- und Terrarienvereins „Scalare“
1925/55 e.V. Fulda, das extra für die Kubakrokodile
entsprechend der Bedürfnisse geplant und gebaut wurde.

 

Klapperschlangen sollten wegen ihrer Gefährlichkeit
und schwierigen Haltungsbedingungen nur von
erfahrenen Spezialisten gepflegt werden.
Erfahrungen erlangt man z.B. in einem Verein mit
Gleichgesinnten, so wie es bei den Fuldaer
„Scalaren“ der Fall ist.

 

In freier Wildbahn äußerst giftig: Pfeilgiftfrösche.

 

Gehört zu den Riesenschlangen: Der Tigerpython.

 

Sollte nur von Experten gehalten werden: Der Bindenwaran.

 

Fühlen sich in „Gefangenschaft“ wohl: Die tropischen
Seewasserfische in ihrem großzügigen und artgerechten
Aquarium in der Aquarien- und Terrarienausstellung
der Fuldaer „Sclalare“.

 

© by Aquarien- und Terrarienverein "Scalare" 1925/55 e.V. Fulda